Der Preis wurde 2020 im Gedenken an den deutschen Lyriker aus dem Banat Rolf Bossert (1952-1986) ins Leben gerufen. Mit Rolf Bossert erinnert man nicht nur an den herausragenden Lyriker, sondern auch an die größtenteils in den Westen ausgewanderte sogenannte „rumäniendeutsche“ Literatur als singuläre kulturelle Erscheinung einer Minderheitenliteratur in einem totalitären Regime. Bossert, der zwischen 1979 und 1984 mehrere Bücher in Rumänien veröffentlicht hatte, erlebte Mitte der 1980er Jahre Publikationsverbot und Drangsalierungen durch den rumänischen Geheimdienst. Ende 1985 kam er in der Bundesrepublik an, nachdem ihm der Geheimdienst bei einer Hausdurchsuchung sämtliche Manuskripte konfiszierte. Er nahm sich zwei Monate nach seiner Ankunft das Leben. Sein Werk erlebte in der Bundesrepublik posthum mehrere Auflagen.
Der Preis erfreut sich immer größerer Beliebtheit: Gingen 2020 ca. 30 Bewerbungen von noch nicht veröffentlichter Lyrik und Aphorismen ein, waren es im darauffolgenden Jahr 169 Einsendungen und 2022 über 250 aus über neun Ländern. Dabei handelt es sich um den einzigen Literaturpreis für deutschsprachige Lyrik, bei dem die Preisverleihung in Rumänien – in Reșița (Reschitza), der Geburtsstadt Bosserts, – im Rahmen der alljährlichen Deutschen Literaturtage stattfindet. Das IdGL kooperiert mit dem Alexander Tietz“ Dokumentations- und Kulturzentrum Reschitza (Rumänien) und unterstützt diese neu geschaffene literarische Institution alljährlich durch Mitfinanzierung der Lesung mit dem Gewinner oder Gewinnerin im Rahmen der Feierlichkeiten in Reschitza. Olivia Spiridon ist seit 2020 Jurymitglied.
