
Dafür setzte sich erst später das Begriffspaar „Flucht und Vertreibung“ durch. Die Flüchtlinge und Vertriebenen sind während und am Ende des Zweiten Weltkriegs als Folge der NS-Herrschaft aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches und einer Reihe von Staaten Ostmitteleuropas geflohen, wurden evakuiert, deportiert, ausgewiesen oder vertrieben. Als Teil der umfangreichen europäischen Zwangsmigrationen am Ende des Zweiten Weltkriegs bilden sie nach wie vor die größte Zuwanderergruppe, die die Bundesrepublik im Laufe ihrer Geschichte aufgenommen hat. Sie trug in erheblichem Maß dazu bei, dass die Bundesrepublik von Beginn an ein Zuwanderungsland war.
Gegliedert in die Bereiche Geschichte, Forschung und Erinnerung geht das Projekt in einer Reihe von Fallstudien grundsätzlichen Fragen zum Thema nach. Welches war die Genese von Flucht und Vertreibung? Wie wurde Flucht und Vertreibung erforscht? Wie erfolgte die öffentliche Auseinandersetzung mit Flucht und Vertreibung?
Mit einem breiten inhaltlichen, theoretischen, methodischen und quellenmäßigen Zugang zielt das Projekt darauf, den hohen Stellenwert offenzulegen, den die Zwangsmigration der Deutschen am Ende des Zweiten Weltkriegs und ihre Folgen bis in die Gegenwart hat – in Deutschland, europa- und weltweit. Die Flüchtlingsfrage in Deutschland nach 1945 ist Geschichte und Gegenwart zugleich.