Die Donau-Anthologie „Der Fluss“ ist als Teil eines Projekts entstanden, das von der BW Stiftung zwischen 2015 – 2023 gefördert wurde und unter anderem auch fünf internationale studentische Lehrveranstaltungen an den Universitäten Budapest, Novi Sad und Tübingen umfasste. Die Anthologie wurde 2018 von Edit Király und Olivia Spiridon im Salzburger Verlag Jung und Jung herausgegeben. 2020 ist sie in serbischer Übersetzung mit dem Titel „Reka. Jedna drugačija dunavska antologija“ in Novi Sad erschienen und 2022 in Ungarisch mit dem Titel „A folyó. Egy másfajta Duna-antológia“ in Budapest. 2024 wurden zwei weitere Übersetzungen ins Slowakische und Rumänische in die Wege geleitet.
Das Interesse für das Buch in den verschiedenen Donauländern ist auf seine Andersartigkeit zurückzuführen: Es folgt mit seinen Texten nicht der „natürlichen“ Ordnung des Flusslaufs wie gängige Donau-Anthologien, sondern sammelt und kommentiert Texte aus verschiedenen europäischen Literaturen in 24 Kapiteln, die wichtige Topoi – konkrete, aber auch rhetorische Orte – darstellen, unter anderem Quelle, Städte, Brücken, Delta, Mündung, aber auch Flucht und Verfolgung, Krieg und Niederlagen. Die Kapitel vereinen und stellen verschiedene Perspektiven auf ein Thema gegenüber und sie sind als Zugang zum europäischen Fluss als eine Talsohle dichter Bedeutungen und sedimentierter Geschichte zu verstehen. Die Anthologie lädt ein, den Donauraum über literarische und Reisetexte zu entdecken und ihn als ein weitläufiges Netz von Relationierungen und Verortungen wahrzunehmen. Auch die Donauschwaben werden in verschiedenen Kapiteln thematisiert. Die Geschichten der Donauländer und ihrer Minderheiten präsentieren sich durch die Linse der Literatur sowohl als harmonische als auch als konfliktuale Episoden der Großregion.