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Prof. Dr. Reinhard Johler

Das Einführungsmodul gibt einen Überblick über die Fragestellungen, Zugänge und Perspektiven der EKW.

Im Mittelpunkt der Vorlesung „Einführung in die EKW“ stehen die historische Genese der verschiedenen Fachtraditionen, ihre gesellschaftlichen und politischen Hintergründe sowie die daraus erwachsenen Paradigmen. Dabei werden die zentralen Begriffe diskutiert und die methodologischen und theoretischen Grundlagen anhand exemplarischer Forschungsfelder vorgestellt.

Das optionale Tutorium dient der vertiefenden Lektüre und Aneignung von Grundlagentexten durch Diskussion und schriftliche Ausarbeitungen.

Prof. Dr. Reinhard Johler

Das Seminar Neue Heimaten im Museum - ein Reutlinger Forschungs- und Ausstellungsprojekt untersucht, wie sich die Erinnerungskulturen an Flucht und Vertreibung in Reutlingen nach 1945 entwickelt haben. Als Ausgangspunkt dienen ihm die Relikte ehemaliger Heimatstuben in den Sammlungen des Heimatmuseums Reutlingen. Heimatstuben sind Sammlungen, die so genannte Heimatvertriebene aus Objekten zusammengestellt haben, die von ihren Herkunftsorten zeugen. Zugleich waren sie Treffpunkte, an denen sich die Heimatvertriebenen zusammenfinden konnten. In Reutlingen gab es Heimatstuben zu den Gemeinden Franzfeld, Neu-Pasua (beide heutiges Serbien) und Schweidnitz (heute Polen). Diese Stuben sind inzwischen aufgelöst, aber es haben sich etliche Objekte, Fotos und Schriftstücke von ihnen erhalten. Auch gibt es noch Zeitzeugen, die am Aufbau der Stuben beteiligt waren.
Im Seminar wollen wir die materiellen Relikte und Dokumente im Reutlinger Heimatmuseum und Stadtarchiv sichten und Interviews mit (den Nachfahren von) Heimatvertriebenen führen. Erarbeitet wird dabei eine Ausstellung für das und mit dem Heimatmuseum Reutlingen.
Das Seminar ist als Doppelseminar angelegt, in dem er zum einen um die historischen Kontexte von Flucht, Vertreibung und Heimatgemeinden geht, zum anderen um Fragen der Erinnerungskultur und Musealisierung. Im Zentrum stehen dabei folgende Fragen: Welche Spuren haben die Heimatvertriebenen im Gedächtnis ihrer Städte hinterlassen? Wie wurde an sie wann und von wem erinnert? Und was können uns die Dinge und Zeitzeugen heute noch erzählen? Die Studierenden sollen eigenständig in Reutlingen und Umgebung Objekte erforschen, Interviews mit Zeitzeugen führen und gemeinsam mit den Dozenten und den Kuratoren des Stadtmuseums eine Ausstellung zum Thema Kulturelles Erbe in Heimatstuben Vertriebener konzipieren. Seminarleistung ist die Ausstellung und ein Portfolio, das die eigenen Arbeitsanteile an der Ausstellung dokumentiert.
Zur Datenerhebung sind mehrere Exkursionen nach Reutlingen geplant.

Prof. Dr. Reinhard Johler

Diversity – also kulturelle Vielfalt – ist heutzutage nahezu omnipräsent: Von Diversität geprägt sind etwa unzählige Alltagssituationen genauso wie vielerorten inszenierte multikulturelle Feste. Und in Firmen, Universitäten, Stadtverwaltungen, Museen und Bibliotheken ist ein „Diversity Management“ sowieso längst alltäglich geworden. Es lohnt sich also, sich mit Diversity in unserer Gegenwart zu beschäftigen. Aber ebenso wichtig ist es, einschlägige wissenschaftliche Konzepte genauer kennen zu lernen. Denn: „Diversity is our Business“ hat vor einiger Zeit der schwedische Kulturanthropologe Ulf Hannerz behauptet und damit auch die EKW (mit ihren Themen und Berufsfeldern) gemeint.

Im Seminar stehen daher Felder von Vielfalt/Diversität zum einen und theoretische Zugangsweisen zu diversity zum anderen im Vordergrund.

Prof. Dr. Reinhard Johler

Der Seminarraum des LUI ist mit Büchern vollgestellt. Kaum jemand nimmt sie aber in die Hand oder niemand liest sie sogar. Lange hatten diese Bücher nicht einmal eine Inventarnummer. Das hat sich nun geändert, aber gesichert ist der Bestand weiterhin nicht. Was sind das also für Bücher? Wie sind sie in den Raum gelangt? Was haben sie mit EKW zu tun (oder auch nicht)? Handelt es sich gar um Bücher, die schlicht vergessen wurden und die so Nichtzughörigkeit markieren?

Im Seminar soll dieses Bücher-Sammelsurium als „Feld“ genommen und untersucht werden. Wir tun damit, was EKW als zentrale Frage generell verfolgt: Wir untersuchen – durch exemplarisches Lesen – was im Alltag unbeachtet bleibt. Und klären damit, was eigentlich EKW ist (und was nicht). Die Leseerträge sollen zu Semesterende in eine kleine Buch-Ausstellung münden. Deren Ziel ist es, Wissenschaft zu kommunizieren – und so einen kleinen Beitrag zum Universitätsjubiläum 2026 zu leisten, welches das hehre Ziel verfolgt, den „Wert der Wissenschaft“ zu zeigen.

Dr. Olivia Spiridon

Begriffe wie interkulturelle und transkulturelle Literatur, Literatur der Minderheiten, die „andere“ deutsche Literatur oder „Migrationsliteratur“ beschreiben die komplexe Wechselwirkung zwischen Literatur und Migration durch Einsatz verschiedener deutender Filter. Verständlich wird dieses Phänomen vor dem Hintergrund der Migrationsgeschichte in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945, ihrer politisch-rechtlichen Bedingungen sowie wirtschaftlicher und sozialer Aspekte.

Thematisch sind zahlreiche Texte auf die Darstellung der verschiedenen Formen der physischen und symbolischen Grenzüberschreitung ausgerichtet – so etwa in den Erzählungen von Emine Sevgi Özdamar und Dimitré Dinev. Die Auseinandersetzung mit der verlassenen und narrativ konstruierten Heimat sowie mit ihrer Gesellschaft und Geschichte bildet einen weiteren thematischen Schwerpunkt, denkt man an die Romane von Herta Müller und Saša Stanišić. Darüber hinaus setzen sich Erzählungen über das Ankunftsland mit dem Fremdsein und dem Umgang mit Differenzen auseinander und sie beleuchten gesellschaftliche und sprachliche Ränder. Ein illustratives Beispiel stellt Kanak Sprak von Feridun Zaimoglu dar.

Das Seminar zielt auf einen Überblick über die deutschsprachige „Migrationsliteratur“. Im Fokus stehen die Phasen, Kontexte, der Wandel und Zäsuren dieser vielstimmigen Literatur sowie Faktoren, die ihre Rezeption gelenkt haben. Ihr Erfolg ist auf die Qualität dieser Texte zurückzuführen, die poetische Codes der Zwischenräume, der Ränder und von Zonen der Mischungen und Hybridisierungen hervorgebracht haben. Annäherungen an dieses literarische Phänomen erfolgt auch durch Berücksichtigung literatursoziologischer Faktoren, wie die Situation der Migranten und Postmigranten und ihre „Integration“ in die literarische Infrastruktur.
Zu fragen ist, welche Rolle Veränderungen des literarischen Feldes durch Schwerpunktverschiebungen in Verlagsprogrammen, die Etablierung von Literaturpreisen und die Entstehung einer interessierten Öffentlichkeit gespielt haben, aber auch, was diese Literatur über den Zuschnitt der zeitgenössischen Kultur aussagt.