Geschichte der wissenschaftlichen Erforschung von „Flucht und Vertreibung“ in der Bundesrepublik

„Flucht und Vertreibung“ hat sich im Deutschen zu einer Chiffre entwickelt. Sie steht für die Voraussetzungen, die Durchführung und Folgen der Flucht, Evakuierung, Ausweisung und Umsiedlung von rund 12,5 Millionen Bürgern des Deutschen Reiches und Angehörigen deutscher Minderheiten aus Staaten Ostmitteleuropas während und am Ende des Zweiten Weltkriegs. Trotz intensiver Beschäftigung der Forschung mit dem Komplex „Flucht und Vertreibung“ liegen zur Entwicklung der deutschen Historiographie zum Thema kaum Untersuchungen vor. Auf dieses Desiderat der Forschung zielt die Studie, die die durchgeführten Forschungsvorhaben, deren unveröffentlicht gebliebenen und publizierten Ergebnisse, die damit beschäftigten Wissenschaftler sowie das Verhältnis zwischen Wissenschaft, Politik und Medien in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts und bis in die Gegenwart in den Blick nimmt. Erkenntnisleitend ist dabei die These, dass sich mit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit „Flucht und Vertreibung“ ein wesentlicher Strang der Entwicklung der deutschen Zeitgeschichte analysieren lässt. Das Vorhaben ist den Leitbegriffen migrations und memories verpflichtet.