Courses of the IdGL

Dr. Cristian Cercel, Prof. Dr. Reinhard Johler, PD Dr. Daniela Simon
Bukarest, die Hauptstadt Rumäniens, ist mit ihren rund 2 Millionen Einwohner*innen die achtgrößte Stadt der Europäischen Union. Oft als „Stadt der Gegensätze“ bezeichnet, ist Bukarest jedoch keineswegs eine einfach zugängliche, benutzerfreundliche oder malerische Idylle. Der als „Paris des Ostens“ bekannte Charme der Zwischenkriegszeit wurde durch die homogenisierende und großspurig ausgelegte Stadtplanung des Staatssozialismus überlagert – so lautet zumindest eine weit verbreitete, vereinfachte Ansicht. Doch Bukarest ist weit mehr als seine gängigen Stereotype. Vielschichtig, vielfältig, eklektisch, chaotisch, dynamisch und kontrastreich bietet die Stadt einen idealen Raum, um sich mit den unterschiedlichen Facetten urbaner Diversität auseinanderzusetzen – sowohl in historischen als auch in gegenwärtigen Kontexten. Es handelt sich um ein interdisziplinär ausgerichtetes Seminar, das sich an Studierende der Geschichtswissenschaft sowie der Europäischen Kulturwissenschaft richtet.

Dr. Olivia Spiridon
In der Bukowina, dem östlichsten Kronland der Habsburgermonarchie, lebten elf Nationalitäten, die sich zu neun religiösen Konfessionen bekannten. Am Ende des Ersten Weltkriegs wurde die Region Rumänien zugesprochen und während des Zweiten Weltkriegs wurde sie zwischen 1939 und 1944 abwechselnd von der Sowjetunion und den alliierten Staaten Deutschland und Rumänien besetzt. Der Krieg hatte zur Folge, dass die Bukowina und die Hauptstadt Czernowitz mit ihrer ethnischen und kulturellen Vielfalt zerstört waren und ein Großteil der Bevölkerung – von der fast die Hälfte jüdischer Herkunft – vertrieben und ermordet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die nördliche Bukowina Teil der Sowjetunion und heute ist sie Teil der Ukraine. Im Seminar werden Schwerpunkte u.a. auf die lyrischen Werke von Alfred Margul-Sperber (1898-1967), Rose Ausländer (1901-1988), Moses Rosenkranz (1904—2003), Alfred Kittner (1906-1991), Paul Celan (1920-1970), Immanuel Weißglas (1920-1979) und Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942) gesetzt. 

Prof. Dr. Reinhard Johler
Erinnerungskultur und Erinnerungspolitik sind in der Gegenwart umstritten. Dieses Seminar knüpft mit einem Fallbeispiel direkt daran an: Das 1941 im annektierten Elsass errichtete Konzentrationslager Natzweiler-Struthof verwaltete ein Netz von etwa 70 Nebenlagern auf beiden Seiten des Rheins. Während die Geschichte des Hauptlagers und der Nebenlager (etwa in Tübinger Nähe die KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen) inzwischen gut erforscht sind, ist die von ihnen vorangetriebene Erinnerungskultur gerade im deutsch-französischen Vergleich noch wenig thematisiert worden. Dies soll nun im Seminar im Rahmen eines gemeinsamen deutsch-französischen Seminars angegangen und diskutiert werden. Die Lehrveranstaltung führt somit den langjährigen deutsch-französischen Austausch am LUI weiter.

Prof. Dr. Reinhard Johler
Diversity – also kulturelle Vielfalt – ist heutzutage nahezu omnipräsent: Von Diversität geprägt sind etwa unzählige Alltagssituationen genauso wie vielerorten inszenierte multikulturelle Feste. Und in Firmen, Universitäten, Stadtverwaltungen, Museen und Bibliotheken ist ein „Diversity Management“ sowieso längst alltäglich geworden. Es lohnt sich also, sich mit Diversity in unserer Gegenwart zu beschäftigen. Aber ebenso wichtig ist es, einschlägige wissenschaftliche Konzepte genauer kennen zu lernen. Denn: „Diversity is our Business“ hat vor einiger Zeit der schwedische Kulturanthropologe behauptet und damit auch die EKW (mit ihren Themen und Berufsfeldern) gemeint. Im Seminar stehen daher Felder von Vielfalt/Diversität zum einen und theoretische Zugangsweisen zu diversity zum anderen im Vordergrund.

Prof. Dr. Reinhard Johler
Migration gehört wegen vieler Gründe zu den zentralen Themen der Gegenwart. Denn noch nie – so scheint es – waren so viele Menschen in Bewegung wie heute. Migrant*innen stoßen im Moment nicht selten auf Ablehnung und doch haben sie erheblich zur kulturellen Vielfalt im gegenwärtigen Europa beigetragen. Dies trifft besonders augenscheinlich auf das Essen zu: Ohne italienischen Wirt ist heutzutage kein schwäbisches Dorf mehr vorstellbar. Und der Döner – er verkörpert wie kein zweites Nahrungsmittel die deutsche Migrationsgeschichte – ist schon längst zum deutschen Alltagesessen geworden. Im alltagsgeschichtlich orientierten Seminar wird in Fallbeispielen dieser Verbindung von Migration und Essen nachgegangen. Dabei sollen in kleinen Feldforschungen Gasthäuser (deren Geschichte, Essen, Ausstattung, Gäste) untersucht und in einer abschließenden Präsentation vorgestellt werden.

Dr. habil. Mathias Beer
Blockseminar für fortgeschrittene Studierende an der Lucian Blaga Universität Sibiu (Hermannstadt), Rumänien

28.04.-03.05.2025 (in Präsenz); 12.-30.05.2025 (online)

Dr. Cristian Cercel 

The seminar provided an introduction to various approaches to the study of ethnicity and nationalism. It discussed theories about the emergence and persistence of national identities and the relationship between ethnicity and nationalism. It elaborated on how ethnic categories and national identities were (re)produced and examined contemporary manifestations of ethnicity and nationalism against the background of globalization and its presumed post-national features. The sessions mainly focused on Europe, but cases from outside Europe were also considered, for example, when discussing migration, diasporic identities, or the distinction between civic and ethnic nationalism.

PD Dr. Daniela Simon und Dr. Olivia Spiridon

Im Mittelpunkt des interdisziplinären Hauptseminars standen Kriegshandlungen und ihre komplexen Kontexte, die aus der Perspektive der Geschichts- und Literaturwissenschaft beleuchtet wurden. Ziel war die Auseinandersetzung mit der Ereignisgeschichte sowie mit der Narration als Vermittlerin von Vergangenheit im historischen und literarischen Code.

apl. Prof. Dr. Márta Fata

Das Hauptseminar beschäftigte sich mit der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung Ungarns zwischen 1526 und 1920. Im Mittelpunkt standen Fragen nach Selbstbehauptung und Fremdbestimmung sowie nach den konfessionell und ethnopolitisch geprägten inneren Spaltungen der Länder und Völker der ungarischen Krone.

apl. Prof. Dr. Márta Fata

Das Hauptseminar untersuchte die Rolle der Statistik als gestaltendes Instrument von Wissen und gesellschaftlicher Wirklichkeit. Im Fokus standen die Entstehung und Nutzung statistischen Wissens im 18. Jahrhundert sowie dessen Verhältnis zur älteren Wissensform der Landesbeschreibung. Dabei wurde die Bedeutung der Statistik für politische und wissenschaftliche Entscheidungsprozesse analysiert.

Prof. Dr. Reinhard Johler, Dr. Olivia Spiridon, Tamás Szalay M.A., Amelie Bach M.A.

Das Hauptseminar zielte darauf ab, die kulturelle und historische Vielfalt Budapests sowie die donauschwäbischen Prägungen in Budaörs zu erforschen. Im Rahmen einer Exkursion wurden zentrale Orte der Stadt und ihrer Geschichte besucht, Gespräche geführt und Aspekte des urbanen und donauschwäbischen Lebens in koordinierter Gruppenarbeit untersucht. Die Ergebnisse flossen in eine abschließende Ausstellung im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm ein, die die gesammelten Geschichten und Eindrücke öffentlich präsentierte.

Dr. habil. Mathias Beer

Das Hauptseminar untersuchte auf Grundlage von Forschungsliteratur und Quellen das Verhältnis zwischen Krieg und Zwangsmigrationen anhand ausgewählter Beispiele der europäischen Geschichte. Ziel des Seminars war es, die Hintergründe der Zwangsmigrationen zu analysieren, deren Erscheinungsformen zu beleuchten und ihre tiefgreifenden sowie langfristigen Folgen für Europa nach 1945 aufzuzeigen.

Dr. Cristian Cercel

This seminar provided a critical insight into the plurality of ideas about what Europe was and about what Europe could or should be. It brought to the fore the diverse and contested character of concepts of Europe, explored their tensions, and examined how such concepts were theorized, put into practice, materialized, and performed. The seminar began by discussing key ideas of Europe and then analyzed how Europeanness had been constructed and represented in various cultural products and public events.

Prof. Dr. Reinhard Johler

Das Seminar widmete sich dem allgegenwärtigen Thema Diversity, das sowohl Alltagssituationen als auch Institutionen wie Unternehmen, Universitäten und Museen prägte. Neben der Auseinandersetzung mit praktischen Aspekten wie Diversity Management wurden wissenschaftliche Konzepte und deren Relevanz für die Kulturanthropologie untersucht.

Dr. habil. Mathias Beer

Die Lehrveranstaltung wurde im Rahmen der Gastprofessur an der Lucian-Blaga-Universität Sibiu (Hermannstadt), Rumänien, Abteilung für Geschichte und Kulturerbe, vom 3. bis 13. März 2024 sowie online vom 15. April bis 10. Mai 2024 abgehalten. Ziel der von der Studienordnung vorgeschriebenen Lehrveranstaltungen war es, die Studierenden in die Geschichte der Minderheiten in Südosteuropa einzuführen (Vorlesung) und das Thema anhand von Quellenanalysen zu vertiefen (Seminar). Darüber hinaus diente die regelmäßig wahrgenommene Lehrtätigkeit der Vertiefung der Beziehungen zur Abteilung für Geschichtswissenschaft der Lucian-Blaga-Universität. Diese fand ihren Ausdruck u. a. im Kooperationsprojekt „Migration und kulturelles Erbe“.

Dr. habil. Edit Király und Dr. Olivia Spiridon

Das Seminar, das vom 24. August bis 1. September 2024 an der Universität Ljubljana veranstaltet wurde, untersuchte anhand beispielhafter Orte und Regionen die Wandelbarkeit von kulturellen, ökonomischen und identitätspolitischen Räumen sowie die Relationen zwischen ihnen. Die Teilnehmer des Seminars waren Studierende verschiedener Fachrichtungen und Stipendiaten der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Prof. Dr. Reinhard Johler

Migration war ein zentrales Thema der Gegenwart und prägte Europas kulturelle Vielfalt, insbesondere im Bereich Essen. Italienische Restaurants gehörten beispielsweise selbstverständlich zu deutschen Dörfern. Das Seminar untersuchte anhand von Fallbeispielen die Verbindung von Migration und Essen aus alltagsgeschichtlicher Perspektive.

Dr. Cristian Cercel und PD Dr. Daniela Simon

Erinnerung war allgegenwärtig und oft umstritten – sei es in Politik, Kunst, im öffentlichen Raum oder in Museen. Das Seminar untersuchte den gesellschaftlichen Umgang mit der Vergangenheit anhand vier zentraler Fragen: Wer erinnerte (Akteure)? Wo (Orte)? Wie (Medien)? Und mit welchem Zweck (Diskurse)? Themen waren unter anderem der Erste Weltkrieg, der Spanische Bürgerkrieg, der Zweite Weltkrieg und der Holocaust, Kolonialismus, Linksterrorismus, Staatssozialismus und die Jugoslawienkriege.

apl. Prof. Dr. Márta Fata

Die Übung vermittelte die Grundlagen zum Lesen archivalischer Quellen, eine zentrale Voraussetzung für historische Forschung. Der Schwerpunkt lag auf der deutschen Kurrent- und Kanzleischrift des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, mit besonderem Fokus auf Themen der Migrationsgeschichte.

PD Dr. Daniela Simon

Das Hauptseminar untersuchte die dreifache Entstehung (1918, 1943, 1992) und den Zerfall Jugoslawiens sowie die Trennung Serbiens und Montenegros im Jahr 2006. Es beleuchtete ideologische, politische, wirtschaftliche und soziale Hintergründe, politische Strukturen, Kriege und Konflikte sowie die Vielfalt an Ethnien, Sprachen, Religionen und kulturellen Identitäten. Ziel war es, eine fundierte Grundlage für die Analyse der historischen und politischen Entwicklungen Jugoslawiens und deren Auswirkungen auf die heutigen Gesellschaften der Region zu vermitteln.

Dr. Olivia Spiridon

Das Seminar beleuchtete den Ersten Weltkrieg sowohl als historisches Ereignis als auch als mediale Repräsentation. Im Fokus standen deutschsprachige Texte, Filme wie They Shall Not Grow Old (2019) und digitale Periodika, die die zeitgenössische Berichterstattung reflektierten. Analysiert wurden unterschiedliche Wahrnehmungen an verschiedenen Fronten, mediale Unterschiede sowie die veränderte Narration in Literatur und Film.